Alexander Puk MPhil - Thema der Dissertation

 

Kontinuität und Wandel von antiken Lebenswelten am Beispiel des Spielewesens in der Spätantike (Arbeitstitel)

 

Bei dem vorliegenden Promotionsvorhaben soll es um eine den Osten und Westen umfassende Studie über das Spiele- bzw. Unterhaltungswesen in der Zeit vom 3./4. bis zum 7. Jahrhundert n. C. gehen. Bisher gewonnene Erkenntnisse über einzelne Orte und Regionen des spätantiken Imperium Romanum (Rom/Italien, Konstantinopel, Aphrodisias, Antiochia, Edessa, Ägypten), insbesondere in der Osthälfte, sollen mit einer neuen, weiter gefassten Recherche kombiniert werden, um so eine bislang ausstehende Gesamtstudie über die Weiterentwicklung und Veränderung des klassischen Spielewesens in der Spätantike anzufertigen. 


Zum einen geht es um die dokumentarische Erfassung von Zeugnissen in den verschiedenen Gegenden des Mittelmeerraums, die vor allem in der literarischen Überlieferung der Kirchenväter und einiger paganer Autoren greifbar sind. Desweiteren werden aber ganz bewusst auch epigraphische Zeugnisse wie Inschriften oder Graffiti, papyrologische Texte sowie der archäologische Befund miteinbezogen, um ein möglichst fundiertes und chronologisch differenziertes Bild zu gewinnen. 


Abgesehen von der dokumentarischen Sammlung und Darstellung soll im Rahmen des Promotionskollegs besonders die Frage nach dem Charakter von Spielen und öffentlicher Unterhaltung innerhalb spätantiker sozialer Räume einen Mittelpunkt dieser Arbeit bilden: Manche Spielgattungen wie Gladiatorenkämpfe oder Agone scheinen einen Niedergang zu erleben, wohingegen mimische Aufführungen oder Wagenrennen trotz kirchlichen Widerstands an neuer Popularität gewinnen. Hier gilt es, sowohl mögliche inhaltliche Veränderungen im Ablauf zu erfassen als auch die allgemeine Organisation verschiedener Unterhaltungsformen und ihre Bedeutung und Rezeption im spätantiken Alltag zu untersuchen. Welche Bedeutungsebenen lassen sich in Bezug auf das Spielwesen fassen, ausgehend von politischen Inszenierungen bis hin zu rein säkularem Entertainment, und auf welche Weise manifestierte sich diese soziale Bedeutung an verschiedenen Orten des Imperium Romanum und zu unterschiedlichen Zeiten? Welche Aussagen lassen sich über die Entwicklung des Spielwesens im Verhältnis zur fortschreitenden Christianisierung der Gesellschaftsstrukturen treffen? Der umfassende Ansatz dieser Arbeit, welcher die Entwicklung der Westhälfte auch nach dem Zusammenbruch der Reichstrukturen noch miteinschließt, soll hierbei eine Betrachtung von Wandel und Kontinuitäten der sozialen Bedeutung spätantiker Spiele in ihrer Gesamtheit ermöglichen, um sowohl allgemeine Trends als auch regionale Verschiedenheiten differenziert zu analysieren. Schließlich soll nach der Bedeutung von Spielen als konstitutiver Faktor spätantiker Lebenswelten gefragt werden.

 

Betreuer: Prof. Dr. Christian Witschel, Prof. Dr. Tonio Hölscher

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 30.05.2011
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